Auf der ständigen Suche nach der Erkenntnis
Michael Jansen, geboren 1951 in Bochum und in Düsseldorf lebend, gehört zu den wenigen Künstlern, die sich im Aufbruch der 1970er Jahre voll in das immerwährende Abenteuer Kunst hingeworfen haben und mit schlafwandlerischer Sicherheit und ohne Kompromisse als Pioniere der Avantgarde über Jahrzehnte neue Wege der Kunst gesucht und erforscht haben. Der bildende Künstler, Komponist und Musiker Jansen hat dabei von vorne herein die Festlegung auf eine Disziplin innerhalb der Kunst außer acht gelassen und im Sinne des heute gebräuchlichen Crossover gesellschaftspolitische und individuelle Situationen und Fragestellungen auf der großen Klaviatur der so genannten schönen Künste bespielt. Albert Sellner (Econ Verlag) beschreibt seine Vielfältigkeit: „Er gehört strukturell zu den Grenzgängern, weil er die unterschiedlichsten Instrumente und Techniken benützt, um seine Themen darzustellen: Performances, Aktionen, Installationen, Assemblagen, Collage, Fotokopie, aber auch traditionelle Techniken wie Zeichnung und Ölbild“. Das ungewöhnlich weit ausgelegte Schaffen in den Bereichen Bildhauerei, Musik, Fotografie, Videokunst und Performance hat seine Basis im klassischen Musikstudium, der Ausbildung im Bereich Elektronik und Elektrotechnik.
Dimensionen von Raum und Zeit
Die Begegnung mit Joseph Beuys und seine Zusammenarbeit mit ihm [Jansen war nicht Schüler, sondern Künstlerkollege – u.a. gemeinsame Videoinstallationen „Raum 3 , die ganze deutsche Nachkriegslyrik…“ und „Fettecke“], der Einsatz für die Freie Internationale Universität sowie das Zusammenwirken mit John Cage bedeuten für Jansen weitere fundamentale Orientierungen. Neue bildnerische Ausrichtungen setzen neue Techniken voraus. Die Transformierung des Bildes zum Klangbild führt zum Beispiel in eine weitere künstlerische Disziplin. Die technisch-wissenschaftliche Kenntnis der neuen Medien wird zum unabdingbaren Hilfsmittel wie die Beherrschung der Perspektive in der Kunst der Renaissance. Über die kurze Chiffrierung von situativen Momentaufnahmen in seinen Zeichnungen, über die Fixierung sinnlicher und kommunikativer Projekte unter Berücksichtigung der Dimensionen von Raum und Zeit wie z.B. mit ‚Padlt Noidlt’ oder ‚Mobile Base’ bis zur Bildung von Skulpturen und Assemblagen als markante Begriffsdefinitionen und Statements seiner Arbeit reicht das Spektrum seines Schaffens.
Kunst als Ausdruck von Empfinden und Denken
Kunst ist für Michael Jansen Ausdruck von Empfinden und Denken. In diesem Sinne ist künstlerische Tätigkeit nicht reglementiert durch akademische Disziplinen, sondern ist immer allumfassend und schließt unter der Führung der Philosophie und Religion außer den weiteren musischen Bereichen Musik, Literatur und Theater selbstverständlich die Naturwissenschaften und die Medizin mit ein. Karl Dudesek (ehem. Universität für angewandte Kunst Wien) beschreibt seinen Weggefährten als medienkundigen Katalysator und Konzeptionierer, zugleich mit seinen interdisziplinären Ideen als sensiblen Visionär und einen Praktiker, der in verschiedenen Bereichen neuartige „Interfaces“ entwickeln, neue Organisationsformen aufbauen und zukunftsweisende Beiträge zu Veranstaltungen von der Ars Electronica bis zur Documenta umsetzen konnte. Für Yoshio Shirakawa, Künstler und Kunstkritiker in Gumma/Japan, ist es offensichtlich, dass Jansen in seinem Dualismus von historischer Aufarbeitung und visionärem Drängen auf die bildende Kunst noch weiteren großen Einfluss nehmen wird.
Jansen ist freier künstlerischer Forscher und seine Werke entstehen nicht allein durch unterschiedliche Materialen und Techniken, sondern insbesondere hinaus durch die freie Visualisierung gedanklicher Prozesse. Für ihn kann Kunst nur da entstehen, wo die künstlerische Ideenfindung sich auch frei entfalten kann. Alle Arbeiten entstehen dabei in Form einer „Dokumentation“ der prozesshaften Erfahrungen. Entsprechend sind seine Arbeiten Erfahrungsangebote, die er den Betrachtern oder Zuhörern bietet. Dieses Talent unterscheidet ihn auch vom einsamen Macher. Jansen ist ein „Vermittler, der in der Zusammenarbeit Konzepte und Ideen verdichten kann“ (Karel Dudusek).
„Seine künstlerischen Entwicklungen und technischen Erfindungen – insbesondere im Bereich der Medienkunst – sind über Jahrzehne beispielhafte und zukunftsweisende Beiträge zur Kunst“ (Michael Bielicky, Kunstakademie Prag). Als wichtigsten Antrieb zu dieser Tätigkeit begreift der Künstler deshalb die Kommunikation und Projektentwicklung. Tatsächlich entsteht ja auch nur hier der Wechselstrom, der zum Antrieb jeder Kunst notwendig ist.
Vor dieser Denkweise ist zu verstehen, dass Jansen seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn immer wieder in künstlerisch forschenden Gruppen gearbeitet bzw. diese initiiert und mit aufgebaut hat, u.a. Padlt Noidlt, Minus Delta t, Code Public.